Theokratische
Kreisversammlung:
Jahrestext:
"Ich ... will dich mehr und mehr
lobpreisen!" - Psalm 71:14 (engl. Bibel)
13.02.-15.02.1948
Bezirks-Versammlung
Öffentlicher Vortrag:
"Die kommende Freude für die ganze Menschheit"
23.07.-25.07.1948 Auf der Karlswiese



yb 1974:,
218-219:
Zu dieser Zeit waren die meisten deutschen Städte nichts weiter als
Trümmerhaufen. Das traf auch auf Kassel zu. Diese Stadt war fast
vollständig zerstört worden, und nach den ersten Schätzungen der
Planungskommission, die eingesetzt worden war, um sich der
Räumungsarbeiten anzunehmen, würde es allein dreiundzwanzig Jahre
dauern, die Stadt von den Trümmern zu reinigen. Hier wollten wir nun
einen Kongreß abhalten. Die Stadt konnte für unseren Kongreß nichts
anderes zur Verfügung stellen als die große Karlswiese, eine Wiese, in
der es über fünfzig große Bombentrichter gab. Aber die Brüder begaben
sich mit der Erfahrung, die sie im Konzentrationslager erworben hatten,
freudig an die Arbeit, und dies trotz der häufigen skeptischen
Kommentare der verantwortlichen Beamten. Mit primitiven Methoden
schafften sie etwa 10 000 Kubikmeter Steine und Trümmer von den
zerstörten Häusern in der Nachbarschaft heran und füllten damit die
Bombentrichter aus. Diese Arbeit nahm fast vier Wochen in Anspruch.
Die Wochen erwiesen sich als eine Prüfung, denn kaum
hatten die Brüder mit der Arbeit begonnen, fing es zu regnen an, und der
Regen hörte nicht auf, bis der Kongreß begann. Obwohl sie durchnäßt
waren, ließen sie ihre Stimmung weder durch die harte Arbeit noch durch
den Regen dämpfen. Als man ihnen sagte, es sei unmöglich, bei diesem
Wetter einen solchen Kongreß auf der Karlswiese abzuhalten, antworteten
sie optimistisch, wenn der Kongreß beginne, hätten sie auch schönes
Wetter.
Mitten im Verlauf der rasch vorangehenden
Vorbereitungsarbeiten wurde eine Währungsreform angekündigt. Es waren
Schwierigkeiten unangenehmster Art zu erwarten. Am 21. Juni trat die
neue Währung in Kraft, und jeder Bürger der drei westlichen Zonen
erhielt gegen 60 alte Reichsmark 40 Mark der neuen Währung. Einen Monat
später wurden dann weitere 20 Deutsche Mark ausgezahlt. Die Bankkonten
wurden auf ein Zehntel des alten Reichsmarkbetrages reduziert und in den
meisten Fällen erst einmal eingefroren.
Bald erkannte man den Wert der neuen Währung.
Lagervorräte, die bis dahin zurückgehalten worden waren, wurden nun zum
Verkauf angeboten, und viele notwendige Dinge, auf die man jahrelang
verzichten mußte, waren nun in den Läden zu kaufen. Aber unsere Brüder
waren sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt und waren bereit, ihren
Besitz an Deutschen Mark für den Besuch des Kongresses zu investieren.
Viele verkauften wertvolle Gegenstände wie Kameras, um die Kosten
bezahlen zu können. Jehovas Hand war nicht zu kurz, um denen zu helfen,
die die Königreichsinteressen an die erste Stelle setzten. Zum Beispiel
berichtet Schwester Neupert aus München: „Meine Bienenzucht stand in
Gefahr, weil ich keinen Zucker hatte und auch keinen kaufen konnte, da
ich kein Geld hatte, aber Kassel war mir wichtiger. Ich wurde auch nicht
enttäuscht. Nach meiner Rückkehr aus Kassel hatten die Bienen so fleißig
heimgetragen, daß ich in jenem Jahr etwa 20 Zentner Honig ernten
konnte."
Als die verantwortlichen Brüder aus dem Zweigbüro in
Kassel eintrafen, wurden sie mit den Worten aus Jesaja 12:3 begrüßt:
„Mit Wonne werdet ihr Wasser schöpfen." Die Brüder hatten diese Worte
auf ein Banner geschrieben und es über den Eingang zur Karlswiese
gehängt. Andere, die immer noch Wasser aus den übriggebliebenen
Bombentrichtern schöpften, damit der Boden schneller trocknen konnte,
begrüßten sie mit ihrer Fassung des Schrifttextes: „Mit Wannen werdet
ihr Wasser schöpfen."
Siebzehn Sonderzüge trafen in Kassel ein, und am
Freitagmorgen, nachdem es wochenlang in Strömen geregnet hatte, begann
die Sonne am blauen Himmel über den mehr als 15 000 Anwesenden zu
strahlen. Am zweiten Tag waren es 17 000 Anwesende, und beim Höhepunkt
dieses Bezirkskongresses, beim öffentlichen Vortrag, zählten die Ordner
23 150 Personen, nicht eingerechnet die Schwärme von Kasseler Bürgern,
die auf den Straßen um das Kongreßgelände standen. Die Kasseler
Zeitungen berichteten daher von „25 000 bis 30 000 Menschen auf der
Karlswiese".
Sogar der Oberbürgermeister war anwesend und hielt
den Brüdern, deren Arbeit ihn sehr beeindruckt hatte, eine kurze
Ansprache. Das gute Wetter hielt sich, und der katholische Polizeichef
sagte den Brüdern während eines Besuches auf dem Kongreßgelände am
zweiten Tag: „Ihr scheint bei dem da oben eine gute Nummer zu haben!"
Nach einer Pause fügte er hinzu: „Eine bessere als wir."
Einer der vielen Höhepunkte des Kongresses kam, als
jeder Anwesende ein kostenloses Exemplar des Buches „Die
Wahrheit wird euch frei machen" und zwei
Exemplare der Broschüre Freude für alles Volk
erhielt. Ein weiterer Höhepunkt war der Predigtdienst. Die Brüder wurden
mit Sonderzügen zum Predigtdienst in die umliegenden Städte gefahren, ja
sogar bis Paderborn, so daß diese Bischofsstadt an einem Tag vollständig
bearbeitet wurde. Bei diesem Kongreß wurden 1 200 Personen getauft.
 

Zeitungsberichte
Kassel:
20.07.1948: Kassel erwartet die "Zeugen Jehovas" (???)
21.07.1948: Es tut sich was am Kasseler Hauptbahnhof : "Jehovas
Zeugen" werden erwartet (Kasseler Zeitung)
22.07.1948: Vor dem Theokratischen Kongreß (Hessischen
Nachrichten)
24.07.1948: Jehovas Zeugen : Größter deutscher Nachkriegskongreß
in Kassel (Hessische Nachrichten, S.1)
26.07.1948: Bisher größter Westzonen Kongreß in Kassel : 22 000
Zeugen Jehovas versammelten sich auf der Karlswiese (Stadtausgabe der
Kasseler Zeitung)

27.07.1948: Höhepunkt und Ausklang : Taufe und Festakt anläßlich
des Kongresses der "Zeugen Jehovas" (???)
Das lebendige Kassel : Sondernummer theokratischer Kongress der Zeugen
Jehovas in Kassel 1948 (2 Ausgaben o.Datum)

05.08.1948: Kassel als Kongreßstadt (Hessischen Nachrichten)
Erwachet: 22.November 1948,
S.15,16:
zwei große Kongresse von Jehovas Zeugen in Deutschland
Die Versammlungen in Kassel und
Berlin
erweisen sich als bisher größte Zusammenkünfte in Europa
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